Sportlich geht es jetzt ja überwiegend schon etwas ruhiger zu, auch wenn die ersten Turniere der kommenden Saison bereits vor der Tür stehen. Zeit für eine kurze Zwischenbetrachtung:
Die Wechselphase hatte es in sich. Immer deutlicher zeigt sich, dass die Bewahrung von Kontinuität ein Kernziel jeder Vereinsarbeit, inzwischen auf immer wackligeren Füßen steht.
Eine Fluktuation wie in diesem Jahr beispielsweise in der Oberliga Nord-Ost habe ich in den letzten Jahrzehnten nicht erlebt. Praktisch fielen hier vier gewachsene Teams binnen kürzester Zeit auseinander und werden in kommenden Saison nicht mehr oder nur noch provisorisch an den Start gehen.
So gravierend wie in dieser Liga war es nirgendwo, aber auch in anderen Spielklassen sind solche Entwicklungen zu beobachten. Dass wir in diesem Jahr davon verschont blieben, soll nicht heißen, dass diese Beobachtungen nicht doch auch ein wenig beunruhigend sind. Die Arbeit vornehmlich ehrenamtlicher Funktionäre und Trainer lebt schließlich in erster Linie davon, dass sie die Früchte ihrer Arbeit zumindest noch teilweise selbst ernten können. Wenn aber in einem rasanten Tempo die Arbeit von Jahren kaputt geht, ist das eine Entwicklung, die unserem Sport insgesamt schadet.
Auch lebt der Sport insgesamt davon, dass Auf- und Abstiege nicht durch Entwicklungen zwischen den Spielzeiten, sondern immer noch während der Spielzeit entschieden werden.
In diesem Jahr haben wir eine erheblich positiven Saldo bei den Zu- und Abgängen zu verzeichnen. Fünf größtenteils schmerzlichen Abgängen stehen insgesamt 17 Neuzugänge gegenüber. Diese hohe Zahl ist natürlich ein Ausreißer und auf einen Wechsel an einer entscheidenden Schnittstelle zurückzuführen. Dirk Thelen wird nach mehrjährigem Engagement bei Borussia Spandau nun bei uns im Verein tätig sein. Etwas Staub aufgewirbelt hat dabei die Übernahme der Spielklasse der alten Oberliga-Mannschaft von Borussia Spandau durch uns. Eine Regelung der Bundesspielordnung des DTTB macht es möglich, dass in Einverständnis mit altem Verein und Landesverband eine Spielklasse übernommen wird. Die mir selbst vor wenigen Monaten noch unbekannte, vielleicht auch etwas fragwürdige Regelung konnten wir uns dank einer großen Geste von Borussia Spandau zunutze machen. Die Spandauer erklärten ihr Einverständnis, dass wir ihren Oberliga-Startplatz übernehmen, um den eigenen, teilweise selbst ausgebildeten Spielern einen Start in einer adäquaten Liga bei ihrem neuen Verein zu ermöglichen. Vielen Dank dafür, insbesondere an Michael Funk!
Damit hatten wir urplötzlich einen Startplatz für die 2. und 3. Herren in der Oberliga, zogen dann aber, um nicht unnötig Konkurrenz im eigenen Lager zu produzieren, eine dieser Mannschaften in die Verbandsoberliga zurück.
Damit soll aber diese Entwicklung erst einmal ein Ende gefunden haben. Besinnen müssen wir uns in Zukunft in stärkerem Maße wieder auf eigene Nachwuchsarbeit. Diese findet zwar seit Jahrzehnten kontinuierlich mit teilweise großen Erfolgen statt, hat aber in den letzten geschätzt 10 Jahren nicht ausreichend Spielerinnen und Spieler aus eigener Kraft hervorgebracht. Wenn uns hier nicht der Makel der Schmarotzerei nachhaltig anhaften soll, wäre es wichtig, wenn wir vereinsverbundene Spieler hervorbringen,die bei uns ihren Sport „von der Pike auf“ gelernt haben.
Dass dies nicht mehr so ohne weiteres zum Nulltarif zu haben ist, ist eine gängige Beobachtung unserer Zeit. Man muss sich inzwischen bewusst darüber sein, dass die romantische Vorstellung, im Sport gebe es keine bezahlten Tätigkeiten, der Vergangenheit angehört. Damit meine ich nicht allein bezahlte Sportler, vielmehr noch die nicht allein mehr ehrenamtliche Organisationsarbeit, sei es am Schreibtisch oder in der Sporthalle. Große und erfolgreiche Vereine gehen inzwischen immer mehr den Weg, Arbeit von ausgebildeten (!) Hauptamtlichen machen zu lassen, während die Ehrenamtlichen noch eine Kontrollfunktion ausüben.
Dies klingt natürlich etwas überkandidelt für unsere Sportart, noch dazu auf lokaler Ebene, das Prinzip aber ist das gleiche.
Trotz der teilweise etwas nachdenklichen Zeilen wollen wir uns die Vorfreude auf die kommende Spielzeit nicht kaputt machen lassen und sehen dieser voller Erwartung entgegen. Wir begrüßen auch noch einmal ganz herzlich unsere Neuzugänge, namentlich unter anderem den frischgebackenen Deutschen Seniorenmeister Thomas Englert (TSV Stahnsdorf) und eine von Berlins größten Nachwuchshoffnungen Fernando Janz (SCC). Unseren Abgängen wünschen wir für Ihre sportliche Zukunft alles Gute und hoffen, dass sie irgendwann auch einmal wieder den Weg in den Fuchsbau zurück finden.
Christoph Wölki